Der Sportartikelhersteller adidas hat angekündigt, wegen der Corona-Krise und den damit verbundenen Ladenschließungen vorerst keine Miete mehr für seine Stores zu zahlen. Doch die Entscheidung kommt nicht überall gut an. Im Netz erntet das Unternehmen mit den drei Streifen einen heftigen Shitstorm für seine Aktion. Twitter-User rufen zum Boykott der Marke auf.
Wichtig: Der Schritt von adidas ist nicht illegal. Und adidas ist auch nicht das einzige Groß-Unternehmen, dass sich so verhalten will. Auch Deichmann und H&M wollen vorerst für ihre geschlossenen Läden keine Mitte mehr zahlen. „Es ist richtig, dass adidas, wie viele andere Unternehmen auch, vorsorglich Mietzahlungen temporär aussetzt, wo unsere Läden geschlossen sind. Wir sind dazu mit den betreffenden Vermietern in engem Austausch“, erklärte eine Firmensprecherin und bestätigte damit einen Bericht der „Bild“.
Möglich macht das Ganze ein erst am Mittwoch erlassenes Gesetz vom Deutschen Bundestag. Im Netz ist den Menschen jedoch herzlich egal, ob adidas sich mit der Aktion im legalen Bereich befindet. In den Sozialen Netzwerken herrscht Unverständnis und Wut.
Wir haben uns bei Twitter für euch umgeschaut und Reaktionen zu dem Thema gesammelt:
Ach, #Adidas, es war die große Liebe zwischen uns.
Weißt Du noch, der schöne Badeanzug, auf den meine Mutter das Seepferdchen nähte? Oder die Allround-Stiefel, die ich von meinem Bruder "erbte" und stolz bis zum Auseinanderfallen trug?
Schade, dass es zwischen uns so enden muss.— Lissy (@Nurirgendeine) March 28, 2020
adidas hatte 2019 sehr gesunde wirtschaftliche Zahlen veröffentlicht, was nicht gerade zu Verständnis führt:
Umsatz 2019: 23 Mrd. €
Gewinn 2019: 1,9 Mrd. €
Jetzt setzt #adidas die Mietzahlungen für seine Filialen aus. pic.twitter.com/F5rdOl0zIi— extra3 (@extra3) March 28, 2020
So auch hier:
Ich bin selbst Aktionär und trotzdem ,oder gerade deshalb, der Meinung, dass jedes Unternehmen, das Dividenden ausschüttet den Anspruch auf staatliche Unterstützung verlieren sollte. #coronavirus #adidas #mietnomadidas
— Volker Rechberger 🔴 (@rentonsbg) March 28, 2020
Nicht wenige User vergleichen adidas mit dem Verhalten anderer Sportartikelhersteller:
Nimm das, #adidas!
Und ein Beispiel an Trigema, dem Theater Bielefeld und unzähligen weiteren, die gerade ihre Produktion umstellen um zu helfen anstatt andere zu erpressen. https://t.co/hSnlihNzeO— Volkmann ▲ // Petrijünger (@garafat87) March 28, 2020
Sehr kreativ ist diese kritische Auseinandersetzung mit dem Thema:
Jetzt neu: der Adidas "Corona One", ein High Tech-Funktions-Sneaker, mit dem du deinem Vermieter wirksam in den Arsch treten kannst, wenn du trotz 2 Milliarden Gewinn im Jahr keinen Bock mehr hast, deine Ladenmiete zu bezahlen. Nur bei Adidas Online (Yes, we're open!).#adidas pic.twitter.com/R5JwU4hUf3
— Andreas Hutzler (@AndreasHutzler) March 28, 2020
Viele Twitter-User drohen adidas mit Boykott:
Notizblock mit allen Stores, die jetzt drohen, ihre Mieten nicht mehr zu zahlen wegen Lockdown. Wenn Ihr wieder Kasse machen wollt, werden wir uns erinnern… #adidas
— Florian Schroeder (@Schroeder_Live) March 28, 2020
Und einige ziehen auch schon Konsequenzen:
Habe erst kürzlich mir neue #adidas Sportschuhe gekauft. Diese werde ich sobald die Geschäfte wieder auf haben zurückgeben. Was die sich erlauben ist an Egoismus auf next level. #COVID19 #coronavirus
— 5129119 (@Tischtennisheld) March 28, 2020
Die Aktion könnte adidas am Ende teuer zu stehen kommen, sollten alle ihre Ankündigungen wahr werden lassen:
Ich werde in meinem Leben nichts mehr von #Adidas kaufen.
— peterausge ; (@peterausge) March 28, 2020
Doch es gibt auch User, die sich über die ganze Aufregung wundern:
Was bei der #adidas-Debatte hinten runterfällt:
Die Unternehmen handeln nicht aus totaler krimineller Boshaftigkeit, sondern weil Gesetze genau das ermöglichen.
Wir brauchen verdammt nochmal bessere Gesetze!
— Mattheus Berg (@MattheusBerg) March 28, 2020
Oder auch hier:
Die Kritik an #adidas ist fast so, als würde man einem Unternehmen im Kapitalismus vorwerfen, kapitalistisch zu agieren.
— Dr. Wu (@Dok_Wu) March 28, 2020
Insgesamt kann man wohl aber guten Gewissens sagen, dass der Ruf von adidas mit der Aktion durchaus etwas gelitten hat:
Der Marketingschef von #adidas wohl gerade: pic.twitter.com/hdb7UJt9xZ
— Ragnaroek (@Ragnaroek8) March 28, 2020
Möglich wird der vorläufige Mietstopp durch das vom Bundestag und Bundesrat zur Bewältigung der Coronavirus-Krise verabschiedete Rettungspaket. Es sieht unter anderem vor, dass pandemiebedingte Mietaussetzungen im Zeitraum von April bis Juni keinen Kündigungsgrund darstellen.
Dieser Zeitraum kann sogar noch verlängert werden. Allerdings bleibt die Zahlungsverpflichtung grundsätzlich bestehen. Die Zahlungspflicht ist also aufgeschoben, nicht aufgehoben.
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Ein Sprecher des Bundesjustizministeriums betonte, dass Mieter durch die neuen Regelungen nicht von ihrer Pflicht zur Mietzahlung freigestellt seien. Es werde „lediglich befristet das Recht der Vermieter eingeschränkt, Mietverhältnisse wegen Zahlungsrückständen zu kündigen, wenn Mieter Covid-19-bedingt die Miete nicht zahlen können.“ Vermieter haben demnach das Recht, gerichtlich überprüfen zu lassen, ob bei den betroffenen Mietern die entsprechenden Voraussetzungen vorliegen.
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Adidas, weltweit zweitgrößtes Sportartikelunternehmen hinter dem US-Branchenprimus Nike, hat im vergangenen Jahr bei Umsatz und Gewinn kräftig zugelegt. „Wir haben gerade ein Rekordjahr beendet“, hatte Vorstandschef Kaspar Rorsted bei der Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens zuletzt gesagt.
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Die Erlöse stiegen im Vergleich zu 2018 währungsbereinigt um sechs Prozent auf 23,64 Milliarden Euro. Der Gewinn aus fortgeführten Geschäftstätigkeiten – für adidas die entscheidende Ergebnisgröße – kletterte um zwölf Prozent auf 1,918 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Herzogenaurach mitteilte. Adidas beschäftigte Ende 2019 weltweit rund 60 000 Mitarbeiter, laut Rorsted 2500 mehr als 2018.
mit Agenturmaterial von dpa