„House of Cards“-Star: Verfahren gegen Kevin Spacey wegen sexueller Nötigung eingestellt

Der 59-Jährige feiert vor Gericht einen Teilerfolg, weil der Ankläger keine stichhaltigen Beweise hat. Doch aufatmen kann er nicht.
Kevin Spacey
Foto: Steven Senne/AP/dpa
Foto: Steven Senne/AP/dpa

Das Strafverfahren gegen den US-Schauspieler Kevin Spacey wegen mutmaßlicher sexueller Nötigung wird eingestellt. Grund sei, dass der Ankläger nicht vor Gericht aussagen wolle, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Der junge Mann wollte sich nicht über ein verschwundenes Handy äußern, das nach Angaben von Spaceys Anwälten für den Schauspieler entlastende SMS-Nachrichten enthielt.

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Neben sexueller Nötigung war dem zweimaligen Oscarpreisträger Körperverletzung zur Last gelegt worden, das Verfahren wurde im vergangenen Jahr eingeleitet. Im November 2017 war die frühere Nachrichtensprecherin Heather Unruh erstmals mit dem Vorwurf an die Öffentlichkeit gegangen, dass Spacey im Jahr zuvor ihren damals 18-jährigen Sohn bei einer Zufallsbegegnung in einem Kneipenlokal auf der Insel Nantucket im Staat Massachusetts begrapscht habe. Dort war der Teenager nach eigenen Angaben als Hilfskellner tätig.

Reißverschluss geöffnet und unsittlich berührt

Nach einer Schicht sei er zum Schauspielstar gegangen, um sich ein Foto mit ihm zu sichern, sagte der junge Mann damals der Polizei. Spacey habe ihm mehrere Drinks spendiert, ihn zu überreden versucht, mit ihm nach Hause zu gehen, seinen Reißverschluss aufgemacht und ihn minutenlang unsittlich berührt, obwohl er dessen Hände wegzuschieben versucht habe. Als Spacey auf die Toilette gegangen sei, habe er die Flucht ergriffen. Der Schauspieler wies die Vorwürfe zurück.

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Anfang dieses Monats wurde der junge Mann in den Zeugenstand gebeten, nachdem er angegeben hatte, das von ihm am angeblichen Tatabend genutzte Handy verloren zu haben. Spaceys Verteidiger argumentierten, dass sie das Smartphone bräuchten, um gelöschte SMS-Nachrichten wiederherzustellen, die die Unschuld ihres Mandanten belegen könnten.

Der Ankläger stritt ab, Handynachrichten gelöscht oder Screenshots mit SMS-Kommunikation manipuliert zu haben, die er Ermittlern zur Verfügung gestellt hatte. Doch als Spaceys Anwälte nachhakten und ihn fragten, ob er denn wisse, dass die Manipulation von Beweismitteln eine Straftat sei, berief sich der junge Mann auf einen Zusatzartikel der US-Verfassung, der Zeugen vor Selbstbezichtigung schützt. Der Richter entschied daraufhin, dessen Aussage aus dem Protokoll zu streichen.

Ankläger kann nicht mehr liefern

Nach längerer Bedenkzeit gab die Staatsanwaltschaft am Mittwoch (Ortszeit) bekannt, dass sie die Vorwürfe gegen Spacey „aufgrund einer Unverfügbarkeit des beschuldigenden Zeugen“ fallen gelassen habe. Zwar könne sie dem Ankläger Immunität zusichern, doch dann müsse er mehr liefern als eine unbelegbare Zeugenaussage, hieß es in einer Stellungnahme der Justizbehörde im Bezirk Cape and Island. Und sei wiederum erst einmal Straffreiheit gewährt, würde dies „in einem Fall, in dem die Glaubwürdigkeit eines Zeugen von zentraler Bedeutung ist, eine weitere Strafverfolgung unhaltbar machen“.

Der Anwalt des jungen Mannes, Mitchell Garabedian, lobte seinen Mandanten und dessen Familie dafür, „unter schwierigen Umständen eine enorme Menge Mut gezeigt“ zu haben. Erst kürzlich hatte der Ankläger eine Zivilklage gegen Spacey fallenlassen, bei der er Entschädigung für erlittene psychische Schäden verlangt hatte.

Etliche weitere Vorwürfe gegen Spacey

Es war das einzige Strafverfahren wegen sexuellen Fehlverhaltens, das bisher gegen Spacey angestrengt wurde. Doch aufatmen kann der 59 Jahre alte Darsteller nicht, denn es gibt etliche weitere Vorwürfe gegen ihn. Zuerst hatte sich sein Schauspielkollege Anthony Rapp gemeldet und erklärt, als 14-Jähriger von Spacey missbraucht worden zu sein. Damals soll Spacey 26 Jahre alt gewesen sein. Er erklärte, er könne sich daran nicht erinnern. Sollten die Vorwürfe aber wahr sein, entschuldige er sich.

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Spacey ist eine der berühmtesten Persönlichkeiten, die bald nach dem Aufkommen der #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe und Nötigung in der Unterhaltungsbranche zu Fall kamen. Er hat neben seiner Hauptrolle in der Netflix-Serie „House of Cards“ auch seine Künstleragentur verloren, seine Filmprojekte liegen auf Eis.

dpa